Nach oben

#MeinZiel22 Portraitfotografie mit Perspektive Storytelling – Portraitfotografie professionell einsetzen Teil 2

Kleiner Boxenstop: Noch habe ich nicht alle Leute fotografiert, die sich als Model bereitstellen wollten. Das liegt in einem Fall an einer Coronainfektion und im anderen an der Entfernung. Manche Pläne gehen halt nicht auf.

Aber ich habe ein Unternehmerpaar fotografiert. Sie betreiben die Akademie für Führung und Persönlichkeit, sind also im Corporate Learning tätig. Diese Akademie hat eine Besonderheit: sie liegt nicht nur wunderschön im Grünen in der Nähe von Bamberg, die beiden arbeiten in ihren Managementseminaren teilweise mit ihren 5 Pferden, 2 großen Warmblütern, einer beeindruckenden Kaltblutstute und 2 im Vergleich winzigen Mini-Shetties.  Alle Tiere leben auf dem Gelände.

Der Name ist Programm: „Porta patet“ (www.portapatet.de) ist eine Kurzfassung von „Porta patet, magis cor“.

Die Tür steht offen, noch mehr das Herz. Ein schöner Name für ein Unternehmen im Corporate Learning.

Früher habe ich oft viel Sicherheit in meine Vorgehensweise eingebaut. Das bedeutet z.B., bei Portraits die Blende etwas zu schließen, um immer eine ausreichende Tiefenschärfe zu haben. Das Ergebnis waren dann brauchbare, aber im Prinzip uninteressante Fotos. Denn was bedeutet eine ausreichende Blende? Es ist fast alles scharf abgebildet, was im Foto zu sehen ist. Ist die Schärfe im ganzen Foto verbreitet, weiß das Auge aber nicht, wo es sich festhalten soll. Der Blick schweift über das Foto und wendet sich dann anderen Dingen zu.  Der Blick bleibt nicht kleben, die Aufmerksamkeit zerstreut sich.

Also habe ich diesmal wieder auf Risiko gesetzt und die Blende meines Teles auf 2,8 geöffnet, das ist der maximale Wert für dieses Objektiv. Jetzt ist nur das scharf abgebildet, auf das die Kamera fokussiert: die Augen, der Mund und die Wangen. Die Nase ist teilweise bereits leicht unscharf, die Ohren sind außerhalb des Fokus und der Hintergrund löst sich in Farbflächen auf. Jetzt, das ist jedenfalls der Sinn meiner Übung, konzentriert sich das Auge auf den Teil des Gesichts, in dem sich die Persönlichkeit ausdrückt. Aber es kommt auch vor, dass genau das gerade nicht gelingt und die Schärfe in einem sonst guten Foto nicht da ist, wo sie sein sollte.

Was soll’s, löschen! Ein großer Papierkorb hilft dabei, die durchschnittliche Qualität zu steigern!

Ich fotografiere auch mit – für Portraits – relativ langer Brennweite, irgendwo zwischen 120 und 200 mm. Das verdichtet das Foto, erhöht die Präsens und reduziert die Tiefenschärfe weiter. Aber kleinste Abweichungen bei der Kamerahaltung können das Foto ruinieren.

Ich habe eine zeitlang gebraucht, bis ich die Sicherheitsstrategien eliminiert habe. Schließlich möchte ich nach einer Session zumindest ein paar brauchbar Fotos vorzeigen und nicht sagen müssen, sorry, das ging alles schief, ich war zu experimentell eingestellt. Jetzt denke ich, mit der zunehmenden Erfahrung kann ich immer mehr Risiken integrieren.

Ohne Risiko gibt es kein Neuland.

Rückwärts betrachtet hätte ich noch etwas mehr experimentieren können. Gezielte Unter- und Überbelichtung können die Ergebnisse wesentlich verbessern. Auch Unschärfe durch  Kamerabewegung könnte mal ein Thema werden, selbst bei Portraits. Aber alles gleichzeitig in einer Session einzusetzen wäre dann auch wieder eine Überforderung.

Schrittchen für Schrittchen. Oder: Elefanten isst man in Scheiben.

Ich habe Samstag am späten Nachmittag und Sonntags morgens fotografiert. Am Sonntag war das Wetter strahlend blau, wunderschön, aber für Portraits sind die harten Kontraste und tiefen Schatten eines schönen Frühlingstages nicht so hilfreich. Vom 2. Tag sind deshalb fast nur die Pferdefotos übrig geblieben. Auch so was schlägt auf die Risikoseite.

Aber mein Ziel ist und bleibt, besondere Fotos zu machen. Deshalb werde ich weiter bevorzugt bei natürlichem Licht und in der Umgebung fotografieren, die nunmal da ist. Künstliches Licht oder Blitz ist nicht so meine Sache.

Ich denke darüber nach, ein neues und leider sehr teures Objektiv mit noch größerer Blendenöffnung von 1,4 oder 1,2 zu kaufen. Das wird eine Herausforderung, aber sicher sehr spannend in der Wirkung……