Marokkos Pferde: Stolz und Schönheit
Die ursprüngliche Pferderasse Nordafrikas und Marokkos ist der Berber, der in Nordafrika seit ca. 4.000 Jahren gezüchtet wird. Berber waren bereits für Griechen und Römer ein wertvolles Handelsgut und haben viele Pferderassen rund um das Mittelmeer geprägt. Die Reitmeister der Renaissance, deren Lehren auch heute noch grundlegend sind, schätzten die Berber und haben ihre fürstlichen Schüler auf Berberhengsten unterrichtet. Berber sind mittelgroß, mit kurzem Rücken, ausgewogenen Proportionen, dichter, langer Mähne, dichtem, tief eingesenktem Schweif und runder Kuppe. Das Profil ist gerade oder konvex. Berber wurden als Kriegspferde gezüchtet. Mut, Schnelligkeit, Ausdauer und Wendigkeit waren daher ihre wichtigsten Eigenschaften.
Sie sind oft von geradezu atemberaubender Schönheit. Aber man sagt ihnen auch „Charakter“ nach, was eine nette Umschreibung für eine eigene Meinung ist. Berber brauchen und suchen einen charakterstarken Reiter. Dann entsteht eine einmalige Verbindung von Reiter und Pferd. Ich habe glaubhafte Geschichten über Berber gehört, die einfach beschlossen haben, dass ihr Besitzer der einzige Mensch ist, den sie als Reiter akzeptieren. Und das auch durchsetzen.
Mit den arabischen Eroberern aus dem heutigen Saudiarabien und der Ausbreitung des Islam kamen die leichteren arabischen Pferde ins Land. Aber erst unter der Kolonialherrschaft der Franzosen begann eine fatale Entwicklung für den Berber. Weil das französische Militär die leichtere Mischrasse zwischen Arabern und Berbern bevorzugte, wurden die Züchter gezwungen, Araber einzukreuzen und Araber-Berberpferde als Tributzahlungen zu liefern. Deshalb hat sich die reine Berberrasse nur in den abgelegenen Rebellengebieten erhalten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg gab es Initiativen, den Berber als eigene Rasse zu erhalten. Der verstorbene König liebte die Berber und gründete ein Staatsgestüt zur Wiederbelebung der Zucht. Es existiert noch heute. Die Besitzer von eingetragenen Berberstuten können immer noch ihre Stuten kostenlos dort unterstellen und decken lassen. Trotzdem dürfte der Bestand reinrassiger Berber nicht über einige Tausend hinausgehen.
Heute sind Araber-Berber die häufigste Rasse in Marokko. Daneben werden reine Berber und reine Araber gezüchtet. Araber sind leichter, mit geradem oder konkavem Profil, kurzem Rücken und gerader Kuppe und leichten, eindrucksvoll schwebenden Gängen. Auch der Araber war in seinen Anfängen ein Kriegspferd, Ausdauer und Treue zu seinem Reiter waren zentrale Zuchtziele. Die Araber-Berber, die inzwischen als eigene Rasse geführt werden, sind ideale Reitpferde mit den Eigenschaften und der Schönheit beider Rassen. Sie haben nicht ganz die gelegentliche Sturheit der Berber und sind in der Regel gelassener als Araber.
Pferde sind in Marokko ein teures Statussymbol, das sich nur wenige leisten können. Auch deshalb ist in ländlichen Gebieten das Pferd immer noch ein geliebtes und umsorgtes Mitglied der Familie. Oft wirken sie sogar, als würden sie allzu gut gefüttert. Der stolze Besitzer zeigt, dass er sich das leisten kann.
Meine Bekanntschaft mit den Pferden Marokkos begann 2010 mit einem einwöchigem Ritt am Rande der Sahara auf dem Rücken von Eder, einem Araber-Berberhengst. Die Kamera war in der Satteltasche dabei. Die nächste Begegnung war ein Fotoworkshop, der völlig den Pferden Marokkos gewidmet war, mit Shootings in Essaouira, Marrakech und Quazarzate.
Wer in Marokko reitet, wird in der Regel einen Hengst angeboten bekommen. Die Kastration der Hengste ist in Marokko nicht üblich. Ich habe Marokkaner gehört, die mit ausgesprochener Verachtung über die in Europa verbreitete Praxis sprachen: „Sie verlieren ihre Seele“. Wir waren eine Woche und über knapp 200 km mit einer Gruppe von 5 Hengsten unterwegs. Es ging durch Dörfer mit flatternder Wäsche, spielenden Kindern, schreienden Eseln, durch Plantagen, Flüsse und immer wieder raus in die offene Wüste. Ich kann mir kaum bessere Reitpferde als unsere Araber-Berberhengste vorstellen. Selbst die kleinen Kutschgäule in Marrakech sind ausschließlich Hengste und kommen prima miteinander aus. Hengste brauchen eine konsequente und ruhige Führung, aber zumindest mit diesen Rassen gibt es im Alltag keine besonderen Probleme.
Wer Lust auf eine Fotoreise zu den schönsten Plätzen Marokkos und den schönsten Pferden hat, kann dies bei 28peaks buchen. In Marokko funktionieren die Dinge etwas anders als in Deutschland, aber mit einem erfahrenem Reiseanbieter und Spezialisten für Fotoreisen klappt es dann doch. Fast immer. Für die Besonderheiten Marokkos braucht man manchmal etwas Humor oder einfach Interesse daran, wie eine fremde Kultur funktioniert. Landschaft, Kultur, Pferde und die hervorragende Küche Marokkos sind ein unvergessliches Erlebnis. Ich habe auch einige Soloreisen durch Marokko gemacht, aber die Ausbeute an Fotos und die Auswahl der schönsten Plätze funktioniert effektiver, wenn man sich auf einen Veranstalter verläßt, der das Land kennt.