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Fotoworkshop Sardinien: Insel des Lichts und wilder Pferde

Sardinien hat wunderschöne Strände und Berglanschaften und ist voll von Zeugnissen seiner jahrtausendelangen Geschichte. Aber Wildpferde? Genau genommen nein, denn die wilden Vorfahren unserer Hauspferde haben nie auf der Insel gelebt. Aber Sardinien hatte bereits vor 4.000 Jahren ausgedehnte Handelsbeziehungen im gesamten Mittelmeerraum, zu den Minoern, Ägyptern, Griechen, Römern und Phöniziern. Immer wieder haben sich fremde Siedler auf der Insel niedergelassen und ihre Haustiere mitgebracht. Die Vorfahren der heutigen Wildpferde kamen vermutlich vor ca. 2.800 Ja/hren mit den Phöniziern auf die Insel. Im Mittelalter gab es sie auf der ganzen Insel, heute ist das Hochplateau der Giara di Gesturi ihr letztes und einziges Rückzugsgebiet.

Is Quadeddus

„Cavellini„, Pferdchen, nennen sie die Italiener. Der sardische Name ist Is Quadeddus. „Klein, aber stark!“ sagen die Sarden. Sie gelten als stur und kampfkräftig. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts hat man zwar die wilden Herden weitgehend in Ruhe gelassen, aber immer wieder einzelne Pferde für die Feldarbeit, zum Dreschen und Pflügen, eingefangen. Spätestens in den 60er Jahren wurden sie durch Mähdrescher und Traktoren ersetzt. Das wäre fast ihr Ende gewesen. Tierschützer haben die letzten 200 Pferde gerettet. Heute leben wieder 500 bis 600 auf der Giara. Die Zahl schwankt mit dem Futterangebot in guten und schlechten Jahren. 2017 gab es eine extreme Dürre. Die flachen Seen der Hochebene, Pauli genannt, trockneten  völlig aus. Zurück blieben staubige, vegetationslose  Wüsten. Auch sonst konnte nichts nachwachsen. Es gibt etliche Quellen und Viehtränken auf der Giara, also war nicht das Wasser, sondern das fehlende Futter das größte Problem. Die Cavellini waren leicht zu finden, weil sie auf der Suche nach den letzten freßbaren Halmen ständig umherzogen.

Anfang Oktober brachten Menschen aus den Dörfern Stroh auf die Giara, um den verhungernden Pferden zu helfen. Drei Tage später begann es wieder zu regnen, und innerhalb weniger Tage wuchs wieder das erste Gras. 

2018 war die Situation völlig anders. Der Sommer war für Sardinien ungewöhnlich regnerisch. Die Seen waren gefüllt, einige Wege ständen völlig unter Wasser. Grünes Gras war im November im Überfluß vorhanden. Die Cavellini hatten sich wieder gesund und rund gefressen. Sie leben schon so lange hier, dass sie wieder zu Wildtieren geworden sind und sich an die extremen Bedingungen angepasst haben. Diesmal mußte man schon genau hinschauen, um sie zu finden. Es gibt keinen Grund für sie, einen guten Weideplatz wieder zu verlassen. An einem Tag auf der Giara habe ich weder einen Pferdeschwanz, noch Hufspuren oder einen Pferdeapfel gesehen. Sie waren einfach nicht in der Gegend. Irgendwo auf der Giara gab es bessere Futterplätze.

Die Ranger, die man in der Regel am Eingang zur Giara trifft, pflegen einen sehr entspannten Kommunikationsstil. „Du suchst die Wildpferde? Nun ja, es sind halt Wildtiere. Sie machen, was sie wollen.“ Das hatte ich schon begriffen. Ich glaube, die Ranger wollen auf jeden Fall klarmachen, dass die Giara kein Zoo ist, wo man gegen Eintritt Tiere präsentiert bekommt, sondern ein originärer Lebensraum.  „Wo könnten sie denn gerade sein?“ Auf solche naiven Fragen erhält man nicht unbedingt eine Antwort. 

Aber mit etwas Zeit und im Laufe des Gesprächs ändert sich das. Auf einmal taucht eine Karte auf, der Ranger deutet auf Pauli Majori, den größten See. „Hier könnten sie sein. Und wenn nicht, dann geh zu dem kleinen See hier. Meist sind sie da, aber das ist nie sicher. Sie können überall sein.“ Jetzt bekomme ich neben einer kleinen, sehr groben Karte auch eine sehr hilfreiche und genaue Wegbeschreibung zum Pauli Majori.

Pauli Majori

Kurz vor dem See hörte ich ein entferntes Wiehern. Sie waren da. Ich wusste von meinem Besuch ein Jahr vorher, dass die Wildpferde  oft mit den Rindern gemeinsam weiden. So war es auch diesmal. Auf dem Weg am Ufer des Sees entlang stieß ich erst auf ein paar verwilderte Rinder. Die Rinder scheinen immer einen Wachposten zu haben, der mich ständig beobachtete. Sie sind friedlich, jedenfalls so lange man sich ruhig und gelassen bewegt. Die Hörner sind Warnung genug. Etwas weiter vom See entfernt weideten auch die Pferde. Sie sind in der Regel in kleinen Familiengruppen von 3 bis 5 organisiert. Pferde und Rinder weiden zwar zusammen, aber sie folgen jeweils ihren eigenen Leittieren. Entweder die Pferde bewegen sich gemeinsam, oder die Rinder ziehen ein Stück weiter.

Der Wächter der Herde beobachtet jeden Schritt, den ich mache. 
Stute mit Fohlen
Novemberwetter auf der Giara

Die Landschaft ist schön, aber es ist eine rauhe, ursprüngliche Schönheit.  Der Boden ist mit mehr oder weniger großen Steinbrocken übersäht. Der Wind ist so allgegenwärtig. dass alle Bäume, die sich nicht gegenseitig schützen können, fast waagerecht in Windrichtung wachsen. Ab und zu gibt es kleine Wäldchen aus Kork- oder Steineichen, die den Bäumen genug Winschatten bieten, um einigermaßen gerade zu wachsen. Die Vegetation ist überwiegend niedrig und dunkelgrün, im harten Licht der Giara wirkt sie fast schwarz. Immergrüne Eichen, Zistrosen, Erdbeerbäume, Machia.

Als dauernder Eindruck bleibt die absolute Ruhe, das strahlende Licht, der Wind, der stetig, mehr oder weniger stark, aus einer Richtung kommt und der unendliche Himmel mit Wolkenformationen, die sich innerhalb einer Minute mehrmals ändern. Die Giara hat ihre ganz eigene Farbpalette. Es sind kräftige, klare Farben, die starke Kontraste bilden. Der übliche Zivilisationslärm fehlt völlig, selbst das Handy ist mangels Netz stumm. Im Herbst hört man einige wenige Vögel, manchmal ein Pferdewiehern, irgenwo in der Ferne. Besucher gibt es im November kaum noch. Wer jetzt noch auf die Giara kommt, sucht die Ruhe und die Gesellschaft der Pferde und wird niemand stören. Manchmal hört man noch die Glocken der Ziegen- und Schafherden, die hier oben weiden und ohne Menschen oder Hunde durch die Gegend ziehen und sich ihre Futterplätze selbst suchen.

Das Licht wechselt ständig von strahlend blau zu dunkelgrau.

Aber Achtung: Man sollte sich im Gelände sorgfältig orientieren, einen Führer mitnehmen oder sich an die markierten Hauptwege halten. Es gibt abseits der Wege keine größeren optischen Orientierungspunkte auf der Giara. Die beiden Vulkane, die die Giara einst geformt haben, sind flache Hügel, die kaum über das Plateau hinaus ragen. Ringsum fällt das Land steil ab in die Ebene, deshalb sind die Bergketten am Horizont weit entfernt und kaum auszumachen.

Irgendwo hier sind die Pferde. 
Man braucht nur Geduld. Irgendwann werden sie da sein.

Das nächste Mal werde ich im Mai wiederkommen, wenn die Giara blüht. Das ist die beste Zeit für einen Fotoworkshop auf der Giara und in den schönsten Ecken Sardiniens. Pferde und Landschaften werden eine wichtige Rolle spielen. Die Details gibts hier und am Ende dieses Blogs. Wer sich ein Bild von Sardinien machen möchte, das nicht von den Strand-Sonne-Klischees großer Reiseanbieter geprägt ist, dem kann ich noch den Blog des „schwarzen Schafs“ empfehlen, mit sehr viel Informationen zu Land und Leuten: pecora nera.

Der See zeigt eine ständig wechselnde Farbskala.

Peter und Susan Clotten von 28peaks.com organisieren seit vielen Jahren Fotoworkshops auf der ganzen Welt. Pferde sind nicht das einzige, aber ein häufiges Thema dabei. Deshalb freue ich mich, dass ich sie für einen Workshop in Sardinien gewinnen konnte. Nach dem Scouting im November 2018 steht das Programm, die Anmeldung ist freigeschaltet. Dieser Workshop ist eine einmalige Gelegenheit für nicht alltägliche Fotos in einigen der schönsten und kaum bekannten Ecken einer faszinierenden Insel.

Sardinien, 12 – 20. Mai 2019,

9 Tage, 8 Übernachtungen.

Buchung: https://28peaks.com/sardinia19/

Day 1: Arrival

Arrival at Olbia airport and shuttle to the small town of Oliena, in the foothills of Monte Corrasi „the most beautiful mountain, God ever created“ (Salvatore Satta). From there we have to take a small, steep and very winding road up to our hotel. Dinner and accomodation at Albergo S’Enis Monte Maccione. (Halfboard) Driving time appr. 1:30.

Day 2: The Supramonte mountains

Photohiking in the surrounding mountains of Oliena, which is supposed to be one of the most beautiful villages in Sardinia. It’s nature, its archaeological and artistic sites are unique on the island. The impressive limestone mountains of the Supramonte shelter a moon-like landscape with important archaeological sites like cave-graves, menhirs and nuraghe (ancient megalithic buildings which can only be founnd on the island). Lunch, dinner, and accommodation at Albergo S’Enis Monte Maccione. (Fullboard)

Day 3: Bandits and rebels

Phototouring in the surrounding area of Oliena (Bitti, Orgosolo, Mamoiada, Nuoro etc…). The village of Orgosolo is famous for the murales, wallpaintings that can be found on many buildings in the village. And every place has its history and its own stories of bandits, freedom fighters and rebels – a spirit that is still alive on the island. Dinner and accommodation at Albergo S’Enis Monte Maccione. (Halfboard)

View from the Giara di Gesturi into the valley at sunrise.

Day 4: The stud farm of Tanca Regia

In the morning editing with Charlotte. After lunch we will drive to Abassanta and have a photoshooting at the stud farm of Tanca Regia, a major breeding center for the Anglo-Arab-Sardas. The place Tanca Regia goes back to King Ferdinand of Spain, who established this stud farm in the 15th century. (Driving time appr. 1:00). After the shooting we will go on to Barumini/Gesturi, where we will check in at our hotel and have dinner. (Fullboard) Driving time appr. 1:30.

Day 5: Giara di Gesturi

First guided visit by a ranger to the Giara di Gesturi, a high plateau which we will reach after a short drive. The Giara extends about 16 square miles, most of it populated by cork oaks. The surface of the Giara di Gesturi has a number of shallow depressions, called paulis, some of which are deep enough to hold water year-round. It is home to the majority of the surviving population of the Giara horse. Accomodation and dinner at our hotel. (Fullboard)

Day 6: Wild horses

The light and the magic of the Giara reveals itsself best in the early morning, when you are all alone with nature. We will go up before sunrise to see the beautiful reflections of light in the shallow waters of the lakes. If we are lucky we will see bands of wild horses, some with their newborn foals. The origin of the Giara horse remains unclear. Most probably it descents from phoenician horses, mixed with barb horses. Research has still to be done. In the afternoon we will do a phototour to the surrounding villages, as Barumini, where we can see the „Su Nuraxi di Barumini“. The ruins are considered by scholars the most impressive expression of the Nuragic civilization. Accomodation and dinner at our hotel.

Panoramic picture of the Del Duomo. The church tower of light stone lies in the white light of the midday sun.

Day 7: Sassari

After breakfast we will leave for Sassari and check into our hotel Leonardo da Vinci. Driving time appr. 2:30. It’s the longest drive of the tour. In the afternoon we will have time to explore the old city. Sassari is a city rich in art, culture and history, and is well known for its palazzi, the Fountain of the Rosello, and its elegant neoclassical architecture, such as Piazza d’Italia (Italy Square) and the Teatro Civico (Civic Theatre). There are many cafés and restaurants to sit down and enjoy the atmosphere of a lively Italian city. Dinner at the hotel. (Halfboard)

Day 8: Cavalcade

It will be crowded in town! People from all over the island, but also from the mainland and from other European countries come to spend the weekend in Sassari to see the traditional Cavalcade. It lasts all day until late in the evening. The cavalcade is the biggest non-religious fair in Sardinia. On Sunday morning more than 3000 people and many horses take part in a parade with tradtional costumes. In the afternoon we will go the racecourse outside of town, where other parts of the fair take place. And of course we will enjoy the party that goes on all over the old city in the evening. (only breakfast)

A young woman looks down on a city from an airplane window.

Day 9: Departure

After breakfast we will leave for Olbia airport. According to your itinerary we will drop you off at the airport or in town. Driving time appr.1:30. (only breakfast)